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Aktuelles

Ich mache mir Gedanken darüber, ob wir unter dem Begriff "Intelligenz" noch ein Fünkchen Menschlichkeit definieren können.
Das unsere Welt so ist , wie sie ist -haben doch eigentlich intelligente Menschen verursacht. Oder ? Schauen wir uns doch mal Persönlichkeiten, reiche Leute, Politiker, geehrte und verehrte Personen an. Entweder haben sie einen familiären Hintergrund, der sie schon wohlhabend auf die Welt kommen lässt, haben eine angeborene, ererbte Machtposition. Oder sie erreichen durch einen besonderen Höhenflug wie: gute Schulbildung, überzeugende Intelligenz, gesunden Menschenverstand, Ausdauer, Fleiß, diesen erstrebenswerten Stand in unserer Gesellschaft.
Was beiden Gruppen fehlt ist die Menschlichkeit. Es fehlt ihnen auch das Bewusstsein, dass sie nur als Gast auf unserer Welt sind. Dass sie Verantwortung tragen für unsere Welt, die ihnen schon so vieles hat zukommen lassen. Und das unser Leben nur gerecht funktionieren kann, wenn wir uns gegenseitig akzeptieren, und das, was vorhanden ist - teilen.
Wir sollten den Begriff "Intelligenz" neu definieren: Die Grundlage eines intelligenten Menschen ist - die Menschlichkeit.
In unserer Zeit kann man Intelligenz teilweise nur mit "Gewissenlosigkeit" definieren.
17.01.2017

Belauscht im Wartezimmer eines Arztes:
Frau B., Äußerliche Erscheinung - insgesamt wertvoll - aus besserem Hause, sagt zu der neben ihr sitzenden Frau: Eigentlich geht es uns ja noch gut - wenn man da in andere Familien schaut - ja, mir geht es gut - ich kann mich nicht beklagen - bis auf meine körperlichen Wehwehchen.
Frau S., Einfach gekleidet, aber gepflegt, gibt zur Antwort: Ja, ich will mich auch nicht beklagen, aber gerecht geht es in Deutschland wirklich nicht zu.
Frau B.: Ja, da muss ich Ihnen zustimmen! Wenn ich den Lebenslauf der Freunde meiner Kinder verfolge, die aus einfachen Verhältnissen kommen, so bin ich peinlich berührt. Ich kenne diese Kinder vom Schulbeginn - gemeinsam mit meinen Kindern. Sie sind seit Jahren befreundet. Sind intelligent, haben einen sehr guten Schulabschluss, studieren unter finanziell schwierigen Verhältnissen - und müssen dann leider aufgeben, weil die Belastungen zu groß werden. Sie werden ihren Anlagen entsprechend nicht in unserem Staat gefördert. Das stimmt mich doch traurig. Und wenn ich dann die Kinder einer alten Freundin betrachte: aus reichem Hause, aber dumm. Sie machen trotzdem ihr Abitur, studieren im Ausland mit Papas finanzieller Hilfe - oft recht lange - aber sie werden gefördert und zum Erfolg "gebracht".
Frau S.: Ja, ich weiß, was Sie meinen. Ich frage mich oft: Kann sich ein Staat, der Visionen für eine bessere, gerechtere Zukunft hat, so etwas leisten? Es geht uns allen dadurch viel verloren - leider.
Frau B. wurde ins Sprechzimmer gerufen. Die beiden Damen verabschiedeten sich, obwohl eigentlich völlig fremd - auffallend herzlich voneinander.
01.11.2009


Gedanken über Mobbing – Demokratie – Zivilcourage
Ort des Geschehens: eine Schule in Deutschland.
Schüler A wird seit circa drei Jahren gemobbt. Schüler A hat Angst, etwas zu sagen, sich zu wehren. Seine Mitschüler machen mit, trauen sich nicht, ihm zu helfen, aus Angst, dann auch gemobbt zu werden und nicht mehr zur Klicke dazuzugehören. Schüler A wird geschlagen, getreten, belästigt und bloßgestellt. Die Misshandlungen und Kränkungen bleiben ungefähr zwei Jahre scheinbar verborgen.
Schüler B ist die treibende Kraft den Mitschüler A zu mobben. Er genießt Ansehen in der Klasse und vor der Lehrerschaft. Ihm wagt keiner zu widersprechen.
Schüler A wird immer stiller, im Unterricht wird er unsicher. Es wird der Weg zur Beratungsstelle gesucht. Da schwerwiegende Kränkungen stattgefunden haben, diese erkannt werden, wird Schüler A für einige Monate aus der Schule genommen und in einer Jugendeinrichtung tagsüber betreut und beschult. Er macht gute Fortschritte bei der Abarbeitung der Misshandlungen und Kränkungen. Er kehrt zurück in die Schule, in seine Klasse.
Schüler B beginnt Schüler A erneut zu mobben. Schüler A wehrt sich, stößt Schüler B an die Wand. Der beste Freund von Schüler B ist zur Stelle und bestätigt, dass Schüler A den Schüler B mit einem gefährlichen Schlag niedergestreckt hat.
Die Lehrerschaft wird hinzugezogen. Schüler A wird abgemahnt.
Kurz darauf treten im Internet Bilder auf, die Schüler A in peinlichen Situationen zeigen. Schüler B hat sie ins Internet gestellt.
Es kommt zum Gespräch zwischen den Erziehungsberechtigten der beteiligten Schüler, den Lehrern, der Elternvertretung und den beiden Schülern.
Ergebnis: da die Partei A an eine polizeiliche Strafanzeige wegen Misshandlung denkt, droht Partei B mit einer Anzeige wegen grober Körperverletzung.
Man einigt sich, erst einmal abzuwarten. Schüler A und Schüler B sollen sich wöchentlich mit einer neutralen Person aussprechen. Zuerst ist Schüler A noch völlig isoliert. Sämtliche Eltern der Schüler haben ihren halbwüchsigen Kindern verboten, mit Schüler A Kontakt aufzunehmen. Es werden Beleidigungen gegen die Eltern von A ausgesprochen.
Einige Zeit ist vergangen, die halbwüchsigen Jugendlichen scheinen zu merken, dass etwas verkehrt lief. Hätten sie sich von den Eltern bevormunden lassen dürfen? Sie gehen langsam wieder aufeinander zu.

Soweit der kurze, nicht ganz frei erfundene Bericht. Es ist kein Einzelfall an deutschen Schulen, das ist allgemein bekannt.
Anlass dieses Berichtes ist die Mail einer Freundin aus dem Ausland. Wir tauschten uns über „Mobbing“ im Allgemeinen aus. Neben englischen und spanischen Schulen können im Heimatland meiner Freundin auch deutsche Schulen besucht werden. Anscheinend wird aber an diesen deutschen Schulen öfter gemobbt, als an anderen Schulen. Ist das ein Zufall?

Ich mache mir darüber Gedanken.

Es ist bekannt, dass an vielen deutschen Betrieben, Verwaltungen, sozialen oder kirchlichen Einrichtungen kein gutes Betriebsklima herrscht. Es wird auf allen Ebenen gemobbt, weil der Druck von oben aus Kosten gründen immer stärker wird. Kann es sein, dass man es nicht anders kennengelernt hat? Wagt man auch als Erwachsener nicht zu widersprechen? Ist es ein Ventil, das aus mangelndem natürlichem Selbstwertgefühl gebraucht wird?
Beginnt man bei fehlendem Selbstwertgefühl zu mobben?

In meiner Schulzeit in den fünfziger Jahren lehrte man Demokratie und versuchte Demokratie zu leben.
Zu Beginn meiner Berufstätigkeit gingen wir alle aufeinander zu. Wir hatten das Gefühl, gleichwertig zu sein. Die Kriegsjahre lagen noch nicht lange hinter uns. Man freute sich an der wachsenden Demokratie, die für uns in Deutschland, in Europa und weltweit so wichtig ist, um miteinander in Frieden leben zu können.
Im Laufe der Zeit kam eine negative Strömung in die Gesellschaft. In den Betrieben begann die ständige Drohung: Der deutsche Arbeitnehmer ist zu teuer, wenn die Politik nicht mitmacht und für flexiblere, billigere Arbeitsplätze sorgt, wird die Fertigung im günstigeren Ausland produzieren. Es führt zu Unsicherheit, man nimmt den Mitarbeitern die Würde – es zeigt sich durch Mobbing untereinander. Die Erwachsenen leben die Ellbogengesellschaft vor. Die Kinder machen es nach.

Jeder kennt in seinem Bekanntenkreis Mitbürger, die durch Mobbing, egal durch wen auch immer, krank wurden. Es schadet unserer Gesellschaft ungemein. Es nimmt uns Lebensqualität. Menschlichkeit geht verloren. Rücksichtslosigkeit setzt sich durch. Es kostet dem Einzelnen unnötige Kraft und Zeit – man beschäftigt sich mit sich - es geht nicht mehr um die Sache, nicht mehr um den Erfolg und die Belange der Betriebe, nicht mehr um eine schlanke, kundenfreundliche Verwaltung, nicht mehr um die Vermittlung von Bildung an den Schulen.
Und wie ist unsere wirtschaftliche Lage? Ist sie sicherer geworden durch unsere von oben gesteuerten Kämpfe untereinander? Können wir uns auf die Aussage: bei uns in Deutschland könnte so etwas wie in „Griechenland“, „Spanien“, „Italien“ „Zypern“ „Portugal“ nicht passieren, verlassen? Bei uns wurden Sparmaßnahmen umgesetzt. Junge, gut ausgebildete Arbeitnehmer erhielten unbezahlte Praktikantenstelle in wirtschaftlich gut dastehenden Betrieben. Fehlen nicht durch befristete Arbeitsverträge, durch überaus flexible Arbeitszeiten, jungen Leuten die Sicherheit und der Mut Familien zu gründen, geschweige Kinder zu kriegen? Arbeitnehmer, besonders Frauen, sind dem „Trend zum Minijob“ ausgeliefert und haben keine Möglichkeit, sich einen fundierten Rentenanspruch zu erarbeiten.
Dabei sind unsere Steuergesetze so gestrickt, dass die besitzende Klasse sich nicht schämt, die im Lande erwirtschafteten Einkünfte größtenteils nicht im eigenen Land zu versteuern, sondern Mittel und Wege findet, diese liquiden Mittel, die hier für einen wirtschaftlichen und gerechten Aufschwung nötig sind, ins Ausland – in sogenannte Steueroasen zu jonglieren.
Diese Entwicklungen beunruhigen mich.
Können und wollen wir uns das leisten? Kann eine Gesellschaft, bei der die Probleme des demographischen Wandels sichtbar werden, darüber hinwegsehen? Wollen wir so weiter machen: jeder gegen jeden? Hat der Großteil unserer Gesellschaft noch ein Wir-Gefühl? Wie stellen Sie sich unsere Gesellschaft in zwanzig Jahren vor, wenn der Anteil unserer Bevölkerung zu über fünfzig Prozent über sechzig Jahre alt sein wird? Wie müssten unsere Politiker und die Medien heute reagieren, um eine positive Veränderung herbeizuführen? Ist es nicht an der Zeit den Mut aufzubringen, sich zu verändern?
Beim Mobbing spricht man von Opfern, die gemobbt werden. Ich frage mich: Sind die Täter nicht auch Opfer?
Sind vor dem Grundgesetz wirklich alle gleich?
Wird an deutschen Schulen, in unserer Gesellschaft Demokratie gelebt?
Wird über Zivilcourage gesprochen?

März 2013