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Mein Leben - UMBRUCH

ab 60 bis …67… und weiter….ein Neubeginn

….. ausgestiegen aus dem Berufsleben. Der Grund meines Ausstiegs: Es wurde bei mir Hepatitis C festgestellt, im Jahr 1999. Es erfolgte eine einjährige ambulante Behandlung, die erfolglos verlief. Man eröffnete mir am Arbeitsplatz, da ich doch nicht wieder gesund werden würde, meine leitende Position aufzugeben, wies mir eine andere Tätigkeit zu. Ich hatte also ein Jahr umsonst gekämpft. Schnell erkannte ich, dass ich nicht mehr die Kraft hatte, mich durch zu setzen. Ich veranlasste eine Aufhebung meines Arbeitsvertrages mit einer mir zustehenden Abfindung.
Februar 2002: Das heißt nun für mich: morgens länger schlafen, in Ruhe den neuen Tag begrüßen. Beim Frühstück gelassen die Tageszeitung lesen. Früh am Deich, am Wasser oder im Wald spazieren gehen – den frischen Wind um die Nase wehen lassen und meinen Gedanken nachhängen.
Ohne Hast einkaufen, einen Kaffee trinken, mit Passanten plaudern. Besuche bei Freunden und Verwandten machen.
Urlaubsreisen planen und erleben. Den Enkelkindern und Kindern beim Gespräch zuhören.
…..ausgestiegen aus dem Berufsleben…
…..das heißt aber auch:
Nicht mehr dabei zu sein, nicht mehr teilzuhaben am täglichen, betrieblichen Ablauf.
Nicht mehr gefragt zu werden. Nicht mehr wichtig zu sein.
Das heißt aber auch, sich keinen betrieblichen Herausforderungen mehr stellen zu müssen.
April 2004
Meine gewonnene Zeit plane ich neu – ich tue das, was ich gerne mag: Ich schreibe und male.
Eine Herausforderung an Unbekanntes heranzugehen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, um gelassen zu genießen.
Und ich reise – in nahe und in ferne Länder.
Es macht mir Spaß. Ich werde Erlebtes verarbeiten. Ich vertrete meine Standpunkte und versuche mich neugierig und in Ruhe mit der Meinung anderer auseinandersetzen.
Ich blicke zurück, erinnere mich an Kleinigkeiten und Besonderheiten meines Lebens.
Ich wünsche mir noch einmal einigen Menschen aus früheren Jahren zu begegnen. Sind sie dankbar und glücklich? Oder sind sie enttäuscht über den Verlauf ihres Lebens? Bereuen sie es, nicht aktiver gelebt zu haben? Bereuen sie es, wichtige Veränderungen nicht wahrgenommen zu haben?
März 2006
Zwei Monate in Chile – das war ein besonderes Erlebnis. (Dezember 2005-Januar 2006)
Erholt und mit vielen Eindrücken kam ich zurück.
Mai 2007: Das Aufsuchen von Ärzten ist mehr geworden, das nervt mich – es ist für mich verlorene Zeit – wo soll Hilfe herkommen, wenn Verlauf und Heilung der Erkrankung so gut wie nicht erforscht sind? Ja, und das Älter werden bringt körperliche Einschränkungen – das ist der Lauf der Zeit.
Mai 2008: Die Zeit, die ich mit den Enkelkindern verbringe, genieße ich. Diese kleinen Erdenbürger zeitweise in ihrer Entwicklung zu begleiten, ist wunderbar. Sie sind das Leben! Die Freude und das gemeinsame Erleben kann man nicht vermitteln. Man muss es zulassen. Die Gelassenheit, die ich erfahre, wenn ich ohne Zeitdruck und ohne Erwartungshaltung mich mit den jüngsten Enkelkindern beschäftige, ist beruhigend und beglückend.
Mit meinen beiden Kinderbüchern habe ich keinen Erfolg. Es ist sehr schwer, auf dem Büchermarkt Fuß zu fassen. Aber ich schreibe weiter: Gedichte, Geschichten und Erinnerungen. Mit der Veröffentlichung lasse ich mir Zeit – wenn ich keinen Verlag finde, der mich unterstützt, bleibt eben alles in der „Schublade."
Was mich traurig stimmt ist, dass es unserer Generation nicht gelang, sich erfolgreich für eine gerechtere, bessere Welt einzusetzen. Dabei waren wir in jungen Jahren so zuversichtlich. Ich denke, dass weit mehr Menschen meiner Generation enttäuscht sind über die Sorglosigkeit der Mächtigen in unserer Welt, die nicht in der Lage sind, unserem Wissensstand entsprechend für Gerechtigkeit in ihrem Umfeld zu sorgen. Man verzettelt sich: bewahrt weiterhin Pfründe, pflegt Seilschaften, führt ein gutes Leben auf Kosten Anderer und auf Kosten der Zukunft unserer Kinder.
Dabei waren die letzten dreißig Jahre des 20.Jahrhunderts vielversprechend für Veränderungen, für neue Denkanstöße.
Das haben wir verspielt – global - .
Fortschritt ist nicht alles – es kommt immer darauf an, in welche Richtung sie uns führt.
Oktober 2008 – die große Wirtschaftskrise – global – ist noch etwas zu retten? Ich glaube nicht – der Kapitalismus wird sich selbst vernichten, durch seine endlose Gier. Die Welt wird sich global verändern. Es werden schwierige Zeiten kommen. Neue Aufgaben, um die Welt zu retten. Wir müssen die Herausforderung annehmen. Ohne Verzicht auf Bequemlichkeiten und überzogen hohen Lebensstandard wird es nicht funktionieren. Wir müssen mit der Natur leben und handeln – nicht dagegen.

Juni 2009 – es kriselt weiter. Die Banken zocken wieder in bekannter Form. Der Lebensstandard der einfachen Leute wird nicht zu halten sein. Wir müssen alle zusammenrücken um uns vor der Gier einiger zu schützen. Die Reichen werden reicher. Was haben sie davon???

November 2011: Ich habe GBS - eine Nervenwurzelentzündung. Es war die Hölle. Jetzt, im Juli 2013 kehre ich langsam zum normalen Leben zurück. Ich gehe am Rollator, habe die Pflegestufe I gerade hinter mir und freue mich, Stück für Stück meinen Alltag zurückzugewinnen.

2015: Nach erneuter Behandlung meiner Hepatitis C mit dem Medikament Harvoni bin ich endlich Viren frei!

Januar 2017: Im Haus laufe ich jetzt öfter frei - also ohne Rollator oder Gehilfen. Es ist ein langer Heilungsprozess. Oft sehr anstrengend. Ich ruhe mich oft aus, weil ich sehr schwach bin. Man sieht es mir nicht an, dass ich diese Schwäche habe. Aber sonst versuche ich zufrieden zu sein. Es gelingt mir nicht immer. Ich bin oft sehr traurig über meine Situation. Ich denke, ich habe das Recht, traurig zu sein. Ich verharre nicht lange in dieser Stimmung. Freue mich über viele kleine Dinge. Ich wage daran zu denken, dass ich eines Tages ohne Gehhilfen laufen werde!
weiter...